Okarina
Die Okarina als Sammelbegriff für irdene Gefäßflöten ist ein uraltes Musikinstrument, das in fast allen alten Hochkulturen vertreten war, sei es in Tierform in Mittelamerika oder in Eiform im alten China.
Der Begriff selbst heißt übersetzt soviel wie „Gänschen“. Die Emilia Romagna im allgemeinen und die kleine Stadt Budrio im besonderen kann als die Wiege der rübenförmigen Okarina, wie sie heute in der alpenländischen Volksmusik verwendet wird, bezeichnet werden.
Der Erfinder der sogenannten Konzertokarina war der Hobbymusiker und Tonbrenner Giuseppe Donati, der in der Mitte des 19.Jahrhunderts aus den auf mittelitalienischen Jahrmärkten zwecks Vogelstimmenimitation verkauften Tonpfeifen ein melodiefähiges Instrument mit einem Tonumfang von eineinhalb Oktaven entwickelte. Er baute seine Instrumente in allen möglichen Größen, angefangen von klitzekleinen Sopranokarinen bis zu riesengroßen Bassokarinen, was von Anfang an zur Bildung von reinen Okarinaensembles führte. Der erste öffentliche Auftritt eines Okarinaquintetts fand 1863 in Budrio statt. Der liebliche Klang der Instrumente begeisterte die Zuhörer sehr und zehn Jahre später startete dasselbe Ensemble in Wien eine Europatournee, welche in allen betroffenen Ländern einen Okarinaboom auslöste.
In Österreich fand die Okarina vor allem im bürgerlichen Wien ihre Anhänger und eine Vielzahl von Instrumentenbauern versuchte sich in der Herstellung.
Der Ausgangspunkt für die Wiederbelebung der Okarina im deutschsprachigen Raum war der Südtiroler Volksmusikant Franz Kofler, der in den Sechziger Jahren des 20.Jahrhunderts die Okarina in sein umfangreiches Volksmusikschaffen integrierte. Sie fand somit auch erstmals in der alpenländischen Volksmusik Verwendung. Anfangs stieß seine Initiative bei älteren Südtiroler Volksmusikanten auf Skepsis, handelte es sich doch um ein typisch italienisches Volksmusikinstrument, doch der liebliche Klang eroberte bald die Herzen vieler Musikanten. Heute ist die Okarina in der Volksmusikszene Österreichs, Südtirols und Bayerns ein fester Bestandteil geworden und darf bei keinem Musikantentreffen fehlen.